Über das Lernen gibt es seitenlange Texte, dass mir manchmal ganz schwindelig dabei wird. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch Zitate aus Büchern wiedergeben, die mich vom Schwindel befreit haben und für meine Arbeit wichtige Erkenntnisse sind. So z.B. aus „Neues vom Zappelphilip“ (Gerald Hüther/Helmut Bonney):

 

Jeder Mensch hat bis zum Zeitpunkt seiner Geburt schon eine ganze Menge gelernt. Wenn er auf die Welt kommt, kennt er zumindest eines sehr genau: Geborgenheit. Gegen Ende der Schwangerschaft sind verschiedene Sinnesorgane und die dazugehörigen Verschaltungen im Gehirn des ungeborenen Kindes bereits so weit ausgereift, dass es damit seine ersten sinnlichen Wahrnehmungen macht.

 

Dass sich an der genetischen Grundausstattung des Menschen seit

100.000 Jahren nichts Entscheidendes mehr verändert hat, heißt nicht, dass alle Neugeborenen mit den gleichen genetischen Anlagen ausgestattet sind und mit identischen Verschaltungen in ihrem Gehirn zur Welt kommen. Wenn das so wäre, wären wir alle gleich und damit auch bereits am Ende unserer Entwicklung angekommen.

 

Unsere genetischen Anlagen zeichnen sich eben nur dadurch aus, dass sie die Herausbildung eines hochkomplexen, zeitlebens lernfähigen Gehirns ermöglichen. Ob aber unsere Kinder ein solches Gehirn tatsächlich entwickeln oder ob sie nur eine Kümmerversion dessen ausbilden, was daraus hätte werden können, hängt nicht von ihren Genen ab, sondern davon, ob und wie gut es uns gelingt, die zur optimalen Entfaltung dieser Anlagen erforderlichen Voraus-setzungen zu schaffen und aufrechtzuerhalten.“

 

Und aus einem anderen für mich wichtigem wegbegleitendem Buch „Kinder suchen Orientierung“ (Karl Gebauer/Gerald Hüther) möchte ich hier zitieren:

 

Einer kleinen Spinne, die frisch aus ihrem Ei geschlüpft ist, braucht

niemand zu zeigen, was für Futter sie suchen muss, damit sie wachsen und gedeihen kann. Sie weiß von allein, auf welche Weise sie ihr Netz zu bauen hat, um damit Fliegen zu fangen. Auch ein kleiner Buntspecht braucht keine Anleitung, um sich später eine ordentliche Bruthöhle zu zimmern und das Fliegen lernt er, wie alle flugfähigen Vögel ebenfalls von ganz allein.

 

Tiere mit einem derartig streng genetisch programmierten Gehirn haben aber einen entscheidenden Nachteil: Sie können im Laufe ihres Lebens kaum noch etwas Neues hinzulernen. Sie sind außerstande, ihr Verhalten an neue Erfordernisse anzupassen, sie können also nicht aus Erfahrung klug werden.“

 

Welches Glück haben wir da als Mensch, lebenslang lernen zu können, so oft wir wollen, neue Erfahrungen zu sammeln, uns auf unserem Weg zu entfalten, durch unsere Vorfahren immer mehr Wissen zu erlangen, ein soziales Miteinander zu entwickeln, kreativ und neugierig zu bleiben und noch so Vieles mehr an Potential zum Erwachen bringen können.

 

Jedes Kind ist ein Idividuum und somit eine Herausforderung, es auf einem Stück seines Weges zu begleiten und Eltern hierbei zu unterstützen. In meinen vielen Praxisjahren und in vielen Stunden der Gespräche und der therapeutischen Arbeit, habe ich immer wieder neue Türen, Hilfen und Wege aus oft scheinbar ausweglosen Teufelskreisen erleben dürfen.

 

Diese Erfahrungen, insbesondere die mit Kindern und Jugendlichen sind für mich stärkend, hoffnungsvoll - ja manches Mal geradezu faszinierend.