Das Schreiben

Durch das "Nachmalen" von Buchstaben und deren Aussprache kommt mit der Motorik der Hände die Verbindung zu den Schaltstellen im Gehirn und dessen Festigung oder auch Neubildung von Zellen hinzu. Die meisten Kinder malen für ihr Leben gern; doch auch hier sind oft die Handy`s im Restaurant beliebter als Papier und Stifte. Vielleicht mag es an dem "Geplapper" und das "Hingucken müssen", wie toll ein Bild geworden ist, liegen - also ein mögliches Desinteresse am Kind bzw. nicht so viel Aufmerksamkeit dem Kind geben zu wollen. Ganz sicherlich tue ich vielen Eltern Unrecht, wenn ich hier die Frage stelle: "Warum werden Kinder in die Welt "gesetzt", wenn die Familie sich nicht darum kümmert, hegt und pflegt oder wie Gerald Hüther und Helmut Bonney in ihrem Buch beschreiben:

 

"Unsere genetischen Anlagen zeichnen sich eben nur dadurch aus, dass sie die Herausbildung eines hochkomplexen, zeitlebens lernfähigen Gehirns ermöglichen. Ob aber unsere Kinder ein solches Gehirn tatsächlich entwickeln oder ob sie nur eine Kümmerversion dessen ausbilden, was daraus hätte werden können, hängt nicht von ihren Genen ab, sondern davon, ob und wie gut es uns gelingt, die zur optimalen Entfaltung dieser Anlagen erforderlichen Voraus-setzungen zu schaffen und aufrechtzuerhalten.“

 

All dies muss keine schlechte Rechtschreibung oder gar eine Legasthenie hervorrufen oder "unterstützen". Nur mein Erleben bei den Legasthenikern ist, dass zu Hause nicht regelmäßig laut gelesen wird und somit manche Schaltstellen verkümmern und wenn es dann ständig Verbesserungen beim Lesen oder auch Schreiben gibt, lässt es jede Lust am Lesen und Schreiben "absterben". In meiner Praxis lasse ich es teilweise zu, dass Texte geschrieben werden, die nur inhaltlich bearbeitet werden und deren Rechtschreibung zweitrangig ist bzw. das Kind entscheidet, ob es die Rechtschreibung kontrolliert haben möchte.

 

Leider gibt es oft zu viele Rechtschreib-Regeln, die beachtet werden sollen. Hier stellt sich für mich die Frage, wie kann ich ständig an fünf Rechtschreib-Regeln beim Schreiben denken oder bei der Kontrolle anwenden. Ich erlebe in der Praxis, dass die Regeln oft auswendig "heruntergeleiert" werden; das Anwenden aber nicht immer funktioniert. Dagegen schwierige Wörter meistens richtig geschrieben werden.

 

Auch hier, wie in allen Bereichen, gibt es viele Methoden, die immer wieder neu betrachtet werden und wir alle den Mut haben sollten, Dinge zu verändern bzw. passend für jedes Individuum zu "schneidern". Dies ist einer der vielen Prozesse, die ich an meiner Arbeit so liebe und es für mich nicht langweilig wird; so auch die zahlreichen wissenschaftlichen Beiträge, die immer wieder zu Diskussionen veranlassen.